Schutz für Ensemble Dambacher Beamtensiedlung soll bewahrt bleiben
VON VOLKER DITTMAR FÜRTH — Der Landesdenkmalrat hat die sogenannte Beamtensiedlung zwischen dem Bahnhaltepunkt Alte Veste und der Zirndorfer Brücke als schützenswertes Ensemble eingestuft. Das bestätigte Gebietsreferent Karl Gattinger auf Anfrage der Fürther Nachrichten. Die Zustimmung der Stadt gilt als reine Formalie. Die zwischen 1922 und 1926 von der Baugenossenschaft Fürth für Beamte errichteten 55 Gebäude sind noch weitgehend originalgetreu erhalten. Mit ihren ursprünglich zur Eigenversorgung angelegten Gärten und den angebauten Kleintierställen bilden sie eine homogene Einheit. An den beschaulichen Wohnstraßen scheint die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein. Der Ensembleschutz soll bewirken, dass das historische Erscheinungsbild erhalten bleibt. Dabei engt die Regelung Bewohner weniger ein, als bei einzelnen Baudenkmälern. Denn im Inneren der Gebäude können Veränderungen auch ohne Zustimmung der Denkmalschutzbehörden vorgenommen werden. Roland Breun, geschäftsführender Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft, begrüßt deshalb den Ensembleschutz auch ohne Einschränkungen. Langfristig will sich das Unternehmen allerdings von der alten Wohnanlage trennen. „Wir bieten in erster Linie Mietern die Häuser zum Kauf an“, erläutert Breun und fügt hinzu: „Die Auflagen des Ensembleschutzes haben wir bereits in sämtliche Kaufverträge aufgenommen. Denn wir wollen, dass die Siedlung in ihrer Historie für künftige Generationen erhalten bleibt.“ Knapp die Hälfte der Siedlungshäuser ist schon in privater Hand. Dazu gehört auch das Heim des früheren Schulamtsdirektors, Chorleiters und Kulturvereinsvizes Hans-Georg Kuntke in der Fuggerstraße. Schon sein Großvater hat hier gewohnt – er war Gründungsmitglied der Baugenossenschaft –, dann sein Vater und nun er. Dass nicht nur die äußere Harmonie der Siedlung erhalten bleibt, sondern auch die gute Nachbarschaft, davon ist Kuntke überzeugt. Wie er selbst haben viele Mieter hohe Summen in die Modernisierung der Wohnungen investiert. Mit großem Aufwand hat die Baugenossenschaft heuer erst ein durch Feuer schwer beschädigtes Reihenmittelhaus an der Aldringerstraße wieder aufgebaut. Wie Karl Gattinger vom Landesdenkmalamt erläutert, bedürfen Veränderungen der Raumaufteilung oder Treppenhäuser keiner besonderen Erlaubnis seiner Behörde. Der Ensembleschutz eröffnet Hausbesitzern zudem die Aussicht auf Zuschüsse für Erhaltungsmaßnahmen und die Möglichkeit steuerlicher Abschreibungen. Den Anstoß dazu hat am Ende seiner Amtszeit noch der frühere Stadtheimatpfleger Alexander Mayer gegeben. Er ist beeindruckt von der eigentümlichen Prägung der in Notzeiten entstandenen Siedlung: Der Jugendstil war abgehakt, Klassizismus und Historismus ebenfalls außer Mode gekommen. Die Entscheidung in München erfüllt nicht nur Mayer mit Genugtuung, auch seine Nachfolgerin Karin Jungkunz freut sich darüber. Nun müsse die Stadt nur noch mit einer Gestaltungssatzung wie bei der Dambacher Offizierssiedlung etwa Wintergärten und Fertiggaragen einen Riegel vorschieben. Fürths Zustimmung zur Entscheidung der Denkmalschützer ist gesetzlich vorgeschrieben. Stadtplanungsamtschef Dietmar Most sieht jedoch keinen Grund, weshalb Fürth das Plazet verweigern sollte, wie im Fall des ehemaligen Bilka-Kaufhauses von 1952. Jungkunz will sich indes nicht mit dem Schutz der Dambacher Beamtensiedlung zufriedengeben. Sie hat bereits ein weiteres Projekt vor Augen, für das es sich lohnt, zu kämpfen: Die Kriegerheimsiedlung am Kavierlein – ein typisches Gartenstadt-Ensemble, wie die bereits unter Schutz stehende Siedlung Eigenes Heim. Sie gehört ebenfalls zum Bestand der rund 1200 Quartiere der Wohnungsbaugenossenschaft. Im Gegensatz zur Beamtensiedlung steht Roland Breun einem Schutz der Kriegerheimsiedlung jedoch reserviert gegenüber. Dies deshalb, weil die Baugenossenschaft beabsichtigt, die Altbauten mit Balkonen auszustatten und Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu installieren. Der billige Sonnenstrom soll den Mietern dann zum Kauf angeboten werden.