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Unsere Stellungnahme zum Konzept neuer Wochenmarkt

Folgender Brief ging an das Wirtschaftsreferat:

Entwurf einer Empfehlung des Beirats zum Entwicklungskonzept neuer Wochenmarkt Fürth Stellungnahme der Stadtheimatpflege

                                                                                               Fürth, 7. November 2015

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum im Betreff genannten Entwurf bittet die Stadtheimatpflege folgende Anmerkungen/Ergänzungen zu berücksichtigen:

Rolle der Konrad-Adenauer-Anlage

Ergänzung bei der Beschreibung der Rolle der Anlage um das Wort „Denkmalort“.

Begründung:

Die 1827 als „Englische Anlage“ entstandene Grünanlage spiegelt ein Stück Zeitgeschichte wider. Sie erinnert an die große „Grünaktion“ des damaligen Bürgermeisters Franz Joseph Bäumen und erhielt durch den Bau der Ludwigseisenbahn 1835 eine zentrale Position in der Innenstadt.

Bei der Situierung der Marktstände ist darauf zu achten, dass die Sichtachsen der Anlage erhalten bleiben.

Ein besonderes Augenmerk ist auf den Schutz der Wasserbecken mit Fontänen im westlichen Teil der Anlage zu legen. Sie sind mit dem unter Denkmalschutz stehenden Fontänenhof im Stadtpark vergleichbar und müssen in der jetzigen Form erhalten bleiben.

Erläuterungen/Ausnahmen/Konkretisierungen:

Eine zeitweise Nutzung des (Musik-)Pavillons für kulturelle, nicht kommerzielle Zwecke, wird befürwortet. Die einzelnen Aktionstage im Zusammenhang mit dem Marktgeschehen sollten jedoch gegenüber, auf der nach dem Ende des Baustellenbetriebes der Neuen Mitte wieder von Parkplätzen frei gemachten Teil der Fürther Freiheit, stattfinden.

Der heutige Standort der Spiegelsäule sollte nicht nur disponibel sein, sondern neu überdacht werden.

Mit freundlichen Grüßen

Karin Jungkunz, Lothar Berthold

 

Klarstellung zum FN-Artikel über das heimliche Nazi-Erbe der Stadt

 

 

In unten stehendem, interessanten Artikel über das Nazi-Erbe in Fürth von Redakteur Volker Dittmar wurde ich leider nicht ganz korrekt zitiert:

Ich sagte auf telefonische Anfrage, dass der alte Ludwigsbahnhof abgerissen werden konnte, weil der neue Hauptbahnhof dessen Funktion übernahm. Von „abgerissen hätte werden müssen“  war nicht die Rede. Schließlich hatte das Gebäude ja bis zum Abriss schon eine andere Nutzung. U.a. war das Möbelhaus Scherer dort untergebracht.

Als Stadtheimatpflegerin würde ich nie von historischen Gebäuden sprechen, die man abreißen muss. Da ist leider ein falscher Zungenschlag entstanden.

Karin Jungkunz

 

Das heimliche Nazi-Erbe der Stadt Freiheit, Kaserne und Bunker: Relikte der NS-Zeit bereiten in Fürth keine Probleme

VON VOLKER DITTMAR Der Umgang mit der Nazi-Architektur bereitet in Nürnberg großes Kopfzerbrechen. Steinerne Zeugen der Diktatur, wie die Zeppelintribüne auf dem Reichsparteitagsgelände, fordern zur Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte heraus. Und das auch, weil ihr Erhalt sehr teuer ist. Fürth ist von solchem Konfliktpotenzial verschont. Nicht jedoch vom Nazi-Erbe – obgleich es weniger markant in Erscheinung tritt als in der Nachbarstadt. FÜRTH — Die größte Wunde, die von den braunen Machthabern ins Stadtbild geschlagen wurde, ist noch immer nicht verheilt. „Fürther Freiheit“ heißt seit 1946 der Platz, der nach Ansicht der früheren Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm keiner ist, weil er nicht als solcher angelegt wurde. Eine Steinwüste, die durch den Abriss des alten Ludwigsbahnhofs 1938 für ein Aufmarschgelände entstand und später für den Luftkrieg hergerichtet wurde. Bereits zur Machtübernahme der NSDAP am 21. März 1933 nach dem Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter benannt, wurde das Gelände 1940 mit einem Bunker und Löschwasserbecken für den Luftkrieg aufgerüstet. Auch für die Flak und den Schutt zerbombter Häuser benötigte man die Fläche, weiß Ohms Nachfolger Alexander Mayer. Qualvolle Nacht Die jetzige Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz denkt jedoch eher an jene jüdischen Mitbürger, die hier in der Pogromnacht am 10. November 1938 zusammengetrieben wurden und stundenlang in der Kälte ausharren mussten. Sie gibt zu bedenken, dass der durch den Bau des Hauptbahnhofs 1863 überflüssig gewordene Ludwigsbahnhof ohnehin hätte abgerissen werden müssen. Nebenan in der heutigen Adenaueranlage hatten die Nazis nach 1933 einen kleineren Aufmarschplatz angelegt und mit einem Pavillon versehen, der heute noch steht. In den Stadtpark ausquartiert wurde bei der Generalsanierung der Grünanlage 2004 lediglich die 1952 darin aufgestellte Steinsäule des Fürther Künstlers Karl Dörrfuß zur Erinnerung an die nicht aus dem Krieg Heimgekehrten. Eine weitere Wunde entstand durch die Zerstörung der Hauptsynagoge an der heutigen Geleitsgasse in der Pogromnacht. Bei der Flächensanierung des Gänsbergviertels zwischen 1962 und 1982 wurde sie geschlossen. An die Schändung des Gotteshauses erinnert seit 1986 die vom Fürther Bildhauer Kunihiko Kato geschaffene Steinsäule. Selbst den alten jüdischen Friedhof an der heutigen Stadthalle haben die Nazis nicht verschont. Hier legten sie ein Löschwasserbecken an, obwohl es genug Wasser in der nahen Regnitz gibt. Die Reste der Beckeneinfassung und der zerstörten Grabstätten sind noch zu sehen. Ihren Stempel haben Nationalsozialisten auch der Südstadt aufgedrückt. An der Flößaustraße verbanden sie Artillerie-, Infanterie- und Trainkaserne zu einem gewaltigen Gebäuderiegel. Nach dem Abzug der US-Army als letzter militärischer Nutzer wurde der Komplex in ein komfortables Wohnquartier mit Penthouse und Balkonen umgewandelt. Seinen martialischen Charakter trägt er nur noch ansatzweise zur Schau. Stilistischer Widerspruch Auf dem alten Flugplatz Atzenhof zeugen noch ein inzwischen als Reithalle genutzter Hangar und das mit Tower ausgestattete Befehlsgebäude von der dunklen Ära. Hermann Göring, der in Fürth aufgewachsene Oberbefehlshaber der Luftwaffe, war hier ebenso oft zu Besuch wie der auf dem von ihm zum NS-Mustergut umgebauten Pleikershof bei Cadolzburg ansässige „Frankenführer“ und Hetzblatt-Herausgeber Julius Streicher. Interessant findet es Ohm, dass das Befehlsgebäude in dem von den Nazis verhassten Bauhausstil gehalten ist. Dafür räumten die braunen Machthaber mit den Zeugnissen der Monarchie auf, die als Gegenbewegung vor ihrer Machtübernahme in Bayern vermehrt Sympathisanten gefunden hatte. So wurde etwa die Wittelsbacherbank mit den Reliefs der vier bayerischen Könige in der Hornschuchpromenade entfernt, zu deren Enthüllung 1906 sogar Prinz Ludwig nach Fürth gekommen war. 1938 verschwand auf Weisung des Reichsluftfahrtministeriums auch der markante Bismarckturm auf der Hardhöhe, für den auch viele jüdische Mitbürger gespendet hatten. Er war der Erweiterung der Kriegsflugzeugproduktion von Bachmann & Blumenthal im Weg. Dafür bekam Fürth Bunker. Vier sind noch erhalten. Der noch voll ausgestattete Schwandbunker wird inzwischen als Museum genutzt. Zum Wohngebäude ist 2011 der Ronwaldbunker umgebaut geworden. Dazu sägte man große Fenster- und und Türöffnungen in den 1,3 Meter dicken Stahlbeton. Auf den Bunker an der Mühltalstraße wurde nach vergeblichen Sprengversuchen in luftiger Höhe schließlich ein Einfamilienhaus gesetzt. Von der dunklen Zeit zeugt außerdem noch der zur Tarnung mit einem Giebeldach versehene Hochbunker Kronacher Straße. Unter der Erde gibt es freilich weitere Schutzräume. Das Tunnelsystem am Mariensteig soll verfüllt werden, um es vor dem Einsturz zu bewahren, das am Krankenhaus wird teilweise als Kunstraum genutzt. Zu den Relikten der Nazizeit zählt Mayer auch die nach 1935 errichteten Kleinhäuser der Hardsiedlung. Die Idee stamme vom 1945 im Fürther US-Militärkrankenhaus gestorbenen Reichsarbeitsminister Franz Seldte. Mit Siedlungshäuschen auf eigenem Grund und Boden habe er Industriesiedlungen ideologisch das Wasser abgraben wollen. Ohm teilt diese Einschätzung allerdings nicht, und der stellvertretende Stadtheimatpfleger Lothar Berthold datiert die Anfänge der Hardsiedlung in die Spätphase der Weimarer Republik. Ein Luftschloss Erspart wurde Fürth immerhin ein von Größenwahn geprägtes Bauvorhaben: das am Espan geplante Thermalbad. Ein riesiges Projekt, nicht weit entfernt von den Relikten des 1912 bis 1916 florierenden ersten Kurbades auf der anderen Seite der Pegnitz, wo später Grundig seinen Produktionsstandort aufbaute und heute die Forschungseinrichtungen des Technikums Neue Materialien beheimatet sind. Es ist nie über das Planungsstadium hinausgekommen. Schon das Modell maß allerdings stolze 14 Quadratmeter. Lediglich ein großer Erdwall am Rand der 1961 hergestellten Parkanlage Kleine Mainau mit dem 2007 erneuerten Pavillon der Espanquelle zeugt noch von der 1941 endgültig beerdigten Illusion von Bad Fürth. Er wurde mit Eichen bepflanzt, die man vom Industrieflughafen auf der Hardhöhe hierher versetzte.

 

Die Stadt(ver)führungen am 19. und 20. September auch in Fürth

Hier ein kleiner Veranstaltungshinweis (auch in eigener Sache):

Die Spurensucher Jüdisches Museum mit drei Sonderführungen

Mit Sonderführungen am Tag des offenen Denkmals und bei den „Stadt(ver)führungen“ meldet sich das Jüdische Museum Franken aus der Sommerpause zurück. Unter dem Motto „Handwerk, Technik, Industrie“ steht, wie berichtet, der Tag des offenen Denkmals 2015 am kommenden Sonntag. Mit der Führung „Papier, Glas und tausend Schlöte“ beteiligt sich das Jüdische Museum, sie beginnt um 14 Uhr und ist kostenlos. Im Mittelpunkt steht das Museumsgebäude in der Königstraße 89 selbst — 300 Jahre ist es alt und hat ebenso viele Jahre Handwerk, Technik und Industrie erlebt. Erbaut vom Buchdrucker Hirsch Fromm, haben verschiedene jüdische und später auch nichtjüdische Familien das Haus bewohnt und sind hier ihrem Handwerk nachgegangen. Wie das Gebäude selbst, so hat sich auch seine Umgebung im Lauf der Jahrhunderte immer wieder gewandelt. Mit der Industrialisierung sah es plötzlich „tausend Schlöte“ um sich herum sprießen, wie Jakob Wassermann einst schrieb. Die jüngste Veränderung erfährt das Museumsgebäude derzeit am eigenen Leib: Die Arbeiten am kubistischen Anbau sind in vollem Gange; am 8. Mai wurde der symbolische Spatenstich gesetzt. Bei den „Stadt(ver)führungen“ am übernächsten Wochenende ist das Haus mit zwei Sonderführungen vertreten. „Geboren in Fürth“ ist der Titel eines Rundgangs durch die Dauerausstellung, in dessen Mittelpunkt die kleinen und großen Lebensgeschichten von ehemaligen Fürthern stehen — Fürther, die ihre Heimat hinter sich ließen oder gehen mussten, um andernorts bekannt zu werden. Am 19. September steht diese Führung um 14 und 16 Uhr auf dem Programm, Anmeldung unter Tel. 9 77 48 53.

Am 20. September gibt es um 14 Uhr eine „Spurensuche am Tannenplatz“ mit Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz. Sie korrespondiert mit dem Motto 2015 der „Stadt(ver)führungen“: „Wurzeln“. Jungkunz, die im Nathanstift zur Welt kam, am Helene-Lange-Gymnasium die Schulbank drückte und in der Krautheimer Krippe das Abi machte, erzählt an Ort und Stell aus (meist) glücklichen Schulmädchentagen. Hier braucht es keine Anmeldung, Treffpunkt ist die Sigmund-Nathan-Straße 1.

Robert Schopflocher wurde mit dem Goldenen Kleeblatt der Stadt Fürth geehrt

Der Schriftsteller Robert Schopflocher, der 1937 seine Heimatstadt Fürth verlassen musste und jetzt in Argentinien lebt, hat uns seine Dankesrede zur Verleihung des Goldenen Kleeblatts der Stadt Fürth über mittelt. Auch wir gratulieren dem Träger des Fürther Jakob-Wassermann-Preises sehr herzlich zu dieser hohen und ehrenvollen Auszeichnung.

Hier seine Worte bei der Übergabe des Kleeblatts durch den Fürther Bundesminister für Landwirtschaft, Christian Schmidt, in Argentinien:

Kleeblatt;

Sehr verehrter Herr Bundesminister Christian Schmidt, sehr verehrter Herr Botschafter Bernhard Graf von Waldersee, liebe Familie und liebe Freunde       

Mit den drei Blättern des Kleeblatts im Stadtwappen von Fürth soll bekanntlich die einstige Dreier-Herrschaft über unsere, wie es heißt, von Karl dem Großen gegründete Stadt zum Ausdruck kommen: Ansbach, Nürnberg und Bamberg.

Historisch nicht nachweisbar, aber sympathisch ist eine weitere Auslegung, die in den drei Blättern ein Symbol für das meist friedliche Zusammenleben der drei in Fürth heimischen Konfessionen: Protestantismus, Katholizismus und Judentum sieht.

Dabei ist mir die Problematik dieses Zusammenlebens durchaus bewusst. Tut dies gerade heute wieder, an dem mich meine Geburts- und Heimatstadt ehrt – diese meine Urheimat, in dessen Nathanstift ich vor fast 93 Jahren das Licht der Welt erblickte. Eine Heimat, die ich in meinem Leben innerlich nie ganz verlassen habe. Eine Heimat schließlich, deren Gerüche, deren Gaumenfreuden und deren Dialekt mich im Geiste noch immer begleiten. Wobei mir nicht nur der Glauben an die Zukunft zur Hilfe kommt, sondern vor allem die dankbare Erinnerung an den mutigen Beistand, den uns viele der sogenannten „arischen“ Freunde aus Fürth in der Zeit des braunen Terrors angedeihen ließen.

In diesem Zusammenhang gedenke ich der dreifachen Wurzel, die meine Persönlichkeit bestimmt: Deutscher – Jude – Argentinier. Drei Welten, die ich heute nicht mehr mit Trenn- , sondern mit Bindestrichen versehe.. Heute nämlich sind es keine mich zerreißenden Gegensätze mehr, sondern eine mehr oder weniger harmonische Synthese, auch wenn ihr eine gewisse Fragwürdigkeit anhaftet, wie ich dies in meinem Gedicht „Ausgewanderte Einwanderer“ auszudrücken versuche.

Es ist nicht das gleiche

ob man als Auswanderer

in ein Land kommt,

als Emigrant,

 

oder als Einwanderer,

als Immigrant.

Der feine Unterschied

offenbart sich unter anderem darin,

ob, wie und wie weit

sich die Arme ausbreiten,

die den Ankömmling

empfangen.

 

Mit der Zeit

erwächst einem,

wenn es gut geht,

eine neue

eine zweite Heimat

deren Sprache man sich aneignet,

in der man

Kinder zeugt

und seine Toten bestattet.

 

Eine zweite Heimat, ja.

Aber ein neues Vaterland?…

Man hat schliesslich nur einen Vater,

nur eine Mutter.

 Vergangenheit also auf der einen Seite, und eine durch die Nachkriegsgenerationen vertretene Gegenwart auf der anderen. Wie dies Ihr Kollege, sehr verehrter Herr Minister Schmidt,

der Bundesminister des Auswärtigen Amtes Herr Dr, Steinmeier kürzlich in Bezug auf die sogenannte „dritte Generation“ der deutsch-israelischen Beziehungen so prägnant definierte: „eine gemeinsame Gegenwart, in der die Vergangenheit immer präsent ist, ohne das Nachdenken über die gemeinsame Zukunft zu blockieren.“

 

Besuch der ehemaligen Humbserbrauerei an der Schwabacher Straße

Kurz bevor es mit dem Umbau durch die Firma MIP-Immobilien, Nürnberg, losgeht, konnte eine Vielzahl interessierter Bürgerinnen und Bürger noch einen letzten Blick hinter die historischen Kulissen der Humbserbrauerei werfen. Dabei sind interessante Bilder entstanden, die hier zu sehen sind:

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Wer mehr über die Geschichte der Brauerei wissen möchte, dem sei diese Seite empfohlen :

http://fuerthwiki.de/wiki/index.php?title=Brauerei_Joh._Humbser

Und hier noch eine alte Postkarte, die Peter Frank zur Verfügung gestellt hat:

Humbser-Brauerei, 1915