Unter der Überschrift „Neues Leben für alte Tankstelle“ berichtet die FN-Redakteurin Alexandra Voigt über unsere Bemühungen, zumindest das Dach einer ehemaligen Tankstelle für die Nachwelt zu bewahren:
„Seit Karin Jungkunz Stadtheimatpflegerin ist, träumt sie davon, dass die frühere Tankstelle in der Königstraße 1 a als historisches Dokument erhalten bleibt. Bei vielen ihrer Führungen, die beim Kulturforum beginnen, fällt ihr Blick auf den Bau am Fluss. Jetzt, nach zehn Jahren, scheint der Wunsch tatsächlich in Erfüllung zu gehen. Das Gebäude, für den schon ein Abbruchantrag vorlag, soll saniert werden.
Eine Expertin vom Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) hatte bei einem Ortstermin 2022 signalisiert, dass sie das Ensemble, das aus einem Haus mit fränkischem Spitzgiebel und einem markanten Vordach besteht, für schützenswert hält. Die Tankstelle aus den 1920er Jahren gilt als bedeutendes Zeugnis aus den Anfängen der Motorisierung in Fürth“…
Wir Heimatpfleger danken dem Bauherrn und seinem Architekten für diesen sorgsamen Umgang mit der Historie.
Rechtzeitig zur Fürther Kärwa wurde unser Kalender 2024 „Fürther Innenhöfe“ fertig. Wir hoffen, dass wir mit dem Verkaufserlös wieder ein Kulturprojekt fördern können. Das Bild zeigt einen Innenhof, den selbst unser OB noch nicht kannte: Schwabacher Straße 17, der Hof von Lothar Bertholds Städtebilderverlag.
Das Jahr 2023 war für uns ein sehr ereignis- und arbeitsreiches Jahr.
Wir haben wieder nahezu alle Sitzungen von Baubeirat, Bauausschuss und Baukunstbeirat besucht und konnten unsere Vorstellungen und Anregungen gut einbringen.
Mehr denn ja waren wir in aktuelle Baugenehmigungsverfahren eingebunden und haben an die 300 digitale Stellungnahmen zu Bauanträgen, die mittelbar oder unmittelbar die Stadtheimatpflege betrafen, abgegeben. Dazu gab es noch eine Vielzahl von Besprechungen vor Ort und die regelmäßigen Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalbehörde. Auch an Treffen mit der Stadtbaurätin und dem Bereich Stadtplanung und Stadtentwicklung haben wir teilgenommen.
Vorträge, Rundgänge und die Beantwortung von Bürgerfragen rundeten die Arbeit ab.
Ich habe zudem an etlichen Videokonferenzen mit dem Landesverein für Heimatpflege teilgenommen und die sehr interessante Fachtagung „Baukultur klimagerecht weiterdenken“ besucht.
Nun möchten wir Ihnen wie immer einige Bilder aus unserer Arbeit 2023 zeigen und mit dem beginnen, was für uns Heimatpfleger eher mit Frust als mit Lust verbunden war:
Stichwort Abbruchanzeigen und -anträge:
Noch nie vorher wurden wir so oft mit diesem Thema konfrontiert wie im vergangenen Jahr.
Dabei sind Bau- und Abbruchabfälle – so das Bayerische Landesamt für Umweltschutz – der mengenmäßig größte Strom in der Abfallwirtschaft und tragen zur enormen CO2 Belastung bei. Das haben mittlerweile auch der Bund Deutscher Architekten, Experten und
Wissenschaftler erkannt und fordern – zusammen mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege: „Macht der Abreißerei ein Ende!“ Gebäudeabbruch ist Gift für unser Klima! Wenn Fürth Klimastadt werden möchte, muss gehandelt werden. Hier sind auch unsere Bundes- und Landtagsabgeordneten gefordert!
Gustavstraße 31: Was war …
… was noch steht
Und jetzt soll auch noch das letzte Zeichen historischer Baukultur verschwinden. Das zum Abbruch beantragte Gebäude ist ein Relikt der historischen Hofbebauung aus dem Jahr 1826 und liegt im Ensembleschutzbereich Altstadt. Das Landesamt für Denkmalpflege rät dringend zur Sanierung des Gebäudes.
Anwesen Vacher Straße
Das Wohnhaus steht noch – wie lange? Die große Scheune ist schon weg, die kleine Scheune verfällt.
Burgfarrnbach, Regelsbacher Straße 87-89
Hier ist der Abriss der Scheunen geplant.
Unsere Vororte verlieren mehr und mehr ihr gewachsenes, typisches Dorfbild. Es wird durch gesichtslose Neubauten ersetzt, die austauschbar sind und keine eigene Historie mehr besitzen.
Schwabacher Straße 191
Diese Tankstelle war eines der letzten Zeugnisse für die beginnende Motorisierung in Fürth. Andere Städte beweisen, dass es auch ohne Abriss geht: In den sanierten Räumen sind Cafes, Galerien, Begegnungsstätten entstanden.
Rennweg 60
Das Haus ist vom Abriss bedroht. Das Gebäude steht auf einem großen Grundstück. Es könnte saniert werden und daneben kann eine neue Bebauung entstehen.
Oberfürberg, Gebäude rechts
Das Haus ist vom Abriss bedroht.
Bauernhaus Zirndorfer Straße 6
Das Haus ist vom Abriss bedroht.
Druidenweg
Das Häuschen ist vom Abriss bedroht.
Schwabacher Straße 2
Der ehemalige Laden von Max Grundig: Jetzt soll hier ein 24-Stunden-Shop entstehen. Wir fordern: Die City darf nicht zur Selbstbedienungsmeile verkommen! So bluten unsere Innenstädte langsam aus. Hier ist auch der Stadtrat gefordert!
Positives – Diese Objekte wurden neu in die Denkmalliste aufgenommen
Dank an die Untere Denkmalbehörde, die trotz Personalmangels wieder vorbildliche Vorarbeit geleistet hat.
Burgfarrnbach: Regelsbacher Straße 39, Bauernhaus mit Stall
Friedrich Ebert Schule
Sehr große Freude hat die Aufnahme der Friedrich-Ebert-Grundschule im Stadtteil Schwand als erste Nachkriegsschule in den Denkmalatlas ausgelöst. Die Bilder zeigen Details aus den 1950er Jahren, die nun erhalten werden. Und auch die Kunst am Bau ist es wert, dass man sie unter Schutz stellt.
Mathildenstraße 28
Dieses Sandstein-Rückgebäude wurde nun – wie schon das Vorderhaus – Baudenkmal. Im Vorderhaus befindet sich die ehemalige Stern-Apotheke. Jetzt ist sie auch ausdrücklich genannter Bestandteil des Baudenkmals.
Königsplatz 9
Ein Blick in das Rückgebäude. Hier befand sich viele Jahre eine Schmiede. Auch sie wurde 2023Teil des Baudenkmals.
Espanstraße 81
Ein wunderbares Kleinod, vollständig erhalten im Architekturstil des Historismus. Jetzt wurde dieses Gartenhaus Baudenkmal.
Albrechtstraße 37
Dieses Wohnhaus, ein ehemaliges Sommerhaus, steht nun mit der Beschreibung „zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Schopfwalmdach und zweigeschossiger Holzveranda 1876…“ in der Denkmalliste.
Amalienstraße 21
Auch bei diesem Anwesen wurde das Hinterhaus Teil des Baudenkmals.Oft finden wir bei Begehungen auch Relikte aus der Industriekultur. Hier Historisches Gerät – ob es jemand erklären kann?
Amalienstraße 9
Leider ist mittlerweile die Bebauung des linken Gartenareals genehmigt.
Ensembleschutz in der NW-Südstadt
Was uns ärgert: Bei der Beurteilung der Genehmigungsfähigkeit wurde nicht abgewartet, wie man beim Landesamt für Denkmalpflege unseren Antrag auf Ensembleschutz westliche Südstadt bewertet. Es gibt noch keine Antwort aus München.
Und hier noch Bilder aus unserem „Tagesgeschäft“
Scheune in Stadeln
Wir freuen uns, am Kommunalen Denkmalschutzkonzept Photovoltaik mitarbeiten zu können und haben mit dem „Vorreiter Kirchenplatz St. Michael“ begonnen. Ein Schritt in die richtige Richtung, damit Fürth „Klimastadt“ wird.
Holzstraße
Hier sieht man zwei gegenüberliegende Grundstücke in der Holzstraße, auf denen große Baukörper geplant sind. Wir hätten uns von der Stadtplanung ein Gesamtkonzept gewünscht, das z.B. auch Verkehrsberuhigung mit einem kleinen Stadtplatz etc. vorsieht. Die Stadt sollte nicht immer alle Planungen den Investoren überlassen.
Essigfabrik Ammon
Seit 2014 stehen die Gebäude der ehemaligen Essigfabrik Ammon an der Erlanger Straße leer. 2021 wurde vom Eigentümer ein Abrissantrag eingereicht, um auf dem Grundstück Wohnhäuser zu errichten. Stadtratsmehrheit und Denkmalschutz haben sich jedoch für den Erhalt der historisch wertvollen Gebäude positioniert und fordern eine Entwicklung, die vom gebauten Bestand ausgeht. Viel ist bis heute leider nicht passiert.
Bäumenstraße 12 und Ritterstraße 6
Wir begleiten Sanierungsprojekte wie hier in der von Anfang an mit, machen Ortsbegehungen und werden in die Planungen mit einbezogen.
Der Hauptbahnhof
Die Stadtheimatpflege bedankt sich ausdrücklich beim Investor Philipp Streng für seinen großen Einsatz für den Erhalt historischer Bausubstanz in Fürth. Die Einweihung des restaurierten Bahnhofs 2023 war auch für uns ein Höhepunkt.
Wolfsgrubermühle
Die Sanierung der historischen Mühlenanlagen ist kein einfaches Unterfangen. Auch wir stehen in Kontakt mit dem Bauherrn und hoffen diese schwierige Gemengelage (Wasserkraftwerk – Umbau zum Hotel – Denkmalschutz) zu einem guten Ende bringen zu können.
Der Marstall
Und auch hier hat sich Herr Streng kein leichtes Sanierungsprojekt vorgenommen: Der Grundstein für den Marstall in unmittelbarer Nachbarschaft zum einstigen Wasserschloss in Burgfarrnbach wurde bereit 1731 gelegt. Jetzt steht eine aufwendige Sicherung und Sanierung der Bausubstanz an.
Tag des offenen Denkmals
Über 100 Teilnehmer haben wir durch die ehemalige Bäckerei Landauer in der Gustavstraße geführt. Es freut uns immer sehr, welch großes Interesse die Fürther an ihrer Stadtgeschichte haben.
Das Tankstellendach in der Königstraße
Das persönliches highlight der Stadtheimatpflegerin. Uns wurde zugesagt, dass das Dach der ehemaligen Tankstelle erhalten bleibt. Wir danken dem Baukunstbeirat, der unsere Forderung unterstützt hat. Und ein Lob geht an den Bauherrn und den Architekten für die gute Planung des Areals.
Archäologische Funde
Auch die Stadtarchäologie ist Teil unserer Arbeit. Leider haben wir vom bedeutenden Fund in Burgfarrnbach erst aus der Zeitung erfahren.
Spendenübergabe
1000 Euro aus dem Verkaufserlös unseres Kalenders 2022 konnten wir an FürthWiki für die Finanzierung von Forschungsprojekten zum Thema Denkmalschutz in Fürth übergeben.
Der Delfinbrunnen von Gudrun Kunstmann imStiftungsaltersheim
Ein Flügel des Stiftungsaltersheims wird leider abgerissen. Und damit wären wir wieder beim Thema Sanierung statt Abriss. Wir hoffen, dass wenigstens der Brunnen erhalten bleibt.
Übrigens:
Immer sind es positive Eigenschaften, die Delfinen zugeschrieben werden. Lebensfreude, Harmonie, Intelligenz, Loyalität und Verspieltheit.
Diese Eigenschaften wünsche ich auch Ihnen für ein erfolgreiches Jahr 2024!
Die Stadt Fürth hat wieder vier aufwendige und gelungene Restaurierungen mit Urkunden und Geldpreisen ausgezeichnet
Aus den Fürther Nachrichten: „Wir sollten schauen, dass der Charakter unserer Heimatstadt nicht verloren geht“, betonte Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz beim Ortstermin am Südausgang des Hauptbahnhofs. Dass in dessen Umfeld gleich drei der vier prämierten Fassaden zu bewundern sind, freue sie als „eingefleischte Südstädterin besonders“.
Ein Preis ging an die Firma MIP für ist das vor rund 160 Jahren errichtete Bahnhofsgebäude.
Auch die Eigentümer des Anwesens Ludwigstraße 3 wurden mit Urkunde und Geldpreis bedacht. Das fünfgeschossige Neurenaissance-Mietshaus wurde 1904 erbaut, die verschmutzte und beschädigte Sandsteinfassade zeigt sich nun wieder fachgerecht renoviert.
Ein schönes Beispiel für ein gemeinschaftliches Projekt stellt die renovierte Fassade in der Karolinenstraße 28 dar. Obwohl nur zwei Wohnungen direkt profitieren, legten die 16 Eigentümer zusammen, um die historischen, gusseisernen Balkongeländer restaurieren zu lassen.
Nummer vier der diesjährigen Prämierungen geht an die Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach: Am Espan ließ sie zwei der Gründungshäuser der ehemaligen Siedlungsgenossenschaft Kriegerheimstätte erneuern. In das Doppelhaus in der Widderstraße sind mittlerweile Familien mit schulpflichtigen Kindern eingezogen.
Das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat startet in Kooperation mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V. ab sofort das neue Förderprogramm „Heimat.Engagiert“. Zunächst als Pilotprojekt werden jährlich bis zu 40 Vorhaben, die der Pflege und Vermittlung von Heimat- und Brauchpflege dienen, mit einer Förderung von 2.000 Euro unterstützt.
Antragsberechtigt sind alle nicht-kommunalen Vereine, Organisationen und Initiativen, die ein Projekt der Heimatpflege planen oder starten wollen. Die Antragsstellung erfolgt schnell und unkompliziert über eine digitale Plattform und ist ganzjährig möglich. Im Anschluss an die beiden Stichtage (31. März und 31. Oktober) werden in zwei Sammelterminen pro Jahr jeweils bis zu 20 Vorhaben ausgewählt, welche sich über eine Förderung aus „Heimat.Engagiert“ freuen dürfen. Weitere Informationen unter:
Unser Kalender 2024 „Fürther Innenhöfe“ wurde den Medien präsentiert. Hier meine Worte dazu:
„Höfe erzählen Geschichte“
Auf das Thema zum Kalender 2024 bin ich bei der Übergabe des Erlöses unseres Kalenders 2023 in Höhe von 1000 Euro an den Verein FürthWiki gestoßen:
Das Geld soll zweckgebunden für Studienarbeiten verwendet werden, die sich mit der Denkmalgeschichte unserer Stadt befassen.
Und um die ist es leider nicht nur in Fürth nicht immer gut bestellt. Nur ein Thema von vielen: Der Abriss von historischer Bausubstanz. Ich zitiere aus einer Beilage in der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Oktober zum Thema 50 Jahre Denkmalschutzgesetz:
„Aus dem Artikel „Es war einmal der Denkmalschutz“: Auch aus Gründen der Energieverschwendung gerät der Abriss von Großgebäuden zunehmend in die Kritik. Immer lauter fordern Architekten, Heimatpfleger und Denkmalschützer: Die Abreißerei muss ein Ende haben.“
Als Antwort auf diese Forderung hört man oft das Argument, man könne nicht gegen bestehende Gesetze verstoßen. Meine Antwort: Wozu haben wir Abgeordnete in Land und Bund, die sehr wohl dazu beitragen könnten, solche Gesetze zu ändern!
Doch zurück zum Kalender 2024.
Dass ich heuer die absolute Qual der Wahl beim Aussuchen der Motive hatte, verdanke ich unserem bewährten Fotografen Gerd Axmann. Er hat mich mit Innenhof-Bildern eingedeckt, die locker für fünf Kalender reichen würden. Wenn also der Lieblingsinnenhof der Betrachter nicht dabei ist – vielleicht gibt es ja irgendwann eine neue Auflage.
Der Kalender ist mittlerweile im Verkauf und bei der Buchhandlung Jungkunz und bei Gerd Axmann zum Preis von 28 Euro erhältlich. Der Erlös wird wieder einem kulturellen Zweck zugute kommen.
Wir bedanken uns herzlich bei den Unterstützern:
Stadt Fürth, Bürgermeister- und Presseamt
Stadt Fürth, Stadtarchiv
Wohnungsgenossenschaft Fürth-Oberasbach eG
Bau- und Siedlungsgenossenschaft Volkswohl eG Fürth
Das Foto ist im Innenhof der Schwabacher Straße 17 entstanden. Es ist auch das Titelbild unseres Kalenders.
V.r.n.l.: Andrea Jungkunz, Buchhandlung Jungkunz, zuständig für den Vertrieb, Fotograf Gerd Axmann, Roland Breun, Geschäftsführender Vorstand der WG Fürth-Oberasbach, Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, stellv. Stadtheimatpfleger Lothar Berthold, Künstlerin Julia Frischmann, deren Gemälde den Innenhof Steubenstraße 12 belebt, Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz