Archiv der Kategorie: Aus den Medien

Über meine Planungen 2015 aus den Fürther Nachrichten vom 3. Januar 2015

In unten stehendem Artikel habe ich Fragen zu meinen Planungen 2015 beantwortet. Dabei bin ich auch auf den Bahnhaltepunkt Alte Veste eingegangen, der mir von etlichen Bürgerinnen und Bürgern zur Unter-Schutz-Stellung ans Herz gelegt wurde. Nun hat ein aufmerksamer Leser festgestellt, dass das Objekt bereits in der Denkmalliste steht. Umso besser! Die Heimatfreunde werden mir verzeihen, wenn mir nach drei Monaten Tätigkeit diese Liste noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Aber das wird sie. Versprochen! 

Bedrohte Schätze
Die neue Stadtheimatpflegerin setzt Prioritäten

VON VOLKER DITTMAR

Das erste Quartal ist abgehakt: Seit September ist Karin Jungkunz als Nachfolgerin von Alexander Mayer Fürths neue Stadtheimatpflegerin. Zeit für eine erste Bilanz und einen Ausblick auf künftige Vorhaben.

FÜRTH — „Es war ein Sprung ins kalte Wasser“, beschreibt die 56-Jährige ihren Dienstantritt. Viele Diskussionen – etwa um einen Schnabuliermarkt in der Adenaueranlage und die Denkmalwürdigkeit des Woolworth-Kaufhauses – forderten Karin Jungkunz heraus. Gleichwohl stellt sie fest, dass es sich um eine interessante und lohnenswerte Aufgabe handelt, die viel Freude macht. Großen Wert legt die Fürtherin auf Unterstützung durch die Bevölkerung.
Zum Beispiel beim Einsatz für den Erhalt des Fürther Bahnhofgebäudes. Überlegungen der Bahn, den Vorbau aus dem Jahre 1914 abzureißen, sind für Karin Jungkunz ein rotes Tuch. Das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude müsse bei einem Umbau des Bahnhofs für neue Nutzer auf jeden Fall erhalten bleiben. Statische Bedenken wegen der U-Bahn lässt sie nicht gelten. Auch die Lorenzkirche stehe schließlich noch, obwohl sie von der U-Bahn unterhöhlt sei. Da die Stadtheimatpflegerin jedoch kein Vetorecht hat, ist sie auf öffentliche Unterstützung angewiesen.
Als besonderes Kleinod betrachtet Jungkunz auch die pittoreske Bahnstation Alte Veste, die sie gerne unter Denkmalschutz stellen möchte. Darauf aufmerksam gemacht wurde sie von Bürgern. Mittlerweile beschäftigt sich auch das Landesamt für Denkmalpflege mit dem historischen Wartehäuschen. Die Stadtheimatpflegerin hofft, dass heuer eine Entscheidung dazu getroffen wird.
Geradezu ins Schwärmen gerät sie, wenn sie von ihren Besichtigungen der alten Humbser-Brauereigebäude an der Schwabacher Straße berichtet. Nicht nur die historische Bausubstanz sei eine Schau, die nur darauf warte, herausgeputzt zu werden. Auch das Inventar sei einzigartig. „Wahre Schätze“ entdeckte Karin Jungkunz im ehemaligen Verwaltungsgebäude hinter dem Sudhaus: Büroeinrichtungen in lupenreinem Jugendstil. „Bei ihrem Anblick habe ich nur noch geschluckt“, berichtet der Zögling von Ex-Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm.
Große Sorgen bereitet Karin Jungkunz hingegen der Vandalismus im Stadtpark. Immer wieder werden die steinernen Märchenfiguren der Fürther Bildhauerin Gudrun Kunstmann aus den 1950er Jahren am Spielplatz beschädigt. Weil ihr der Kopf abgeschlagen wurde, ist die Froschkönig-Prinzessin gerade beim Restaurator. 3500 Euro kostet die Erneuerung. Viel Geld, findet Grünflächenamtschef Gerhard Vogel, der den Abbau der Figuren und ihre Verwahrung an einem sichereren Ort ins Gespräch gebracht hat. „Kunst wegzusperren, nur weil sie von Vandalismus bedroht ist, kann keine Lösung sein“, meint dagegen die Heimatpflegerin. Sie will versuchen, eine Alternative zu finden und ist für Vorschläge dankbar.
Auch Vogel ist offen für Alternativen. Für ihn steht jedoch der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Bislang wurden nur die Bremer Stadtmusikanten, die am Spielplatzrand ohne Esel auftreten, in Bronze ausgeführt. Metallabgüsse aller Figuren hält Vogel für zu teuer. Selbst Kopien aus Kunststein gehen ins Geld, weiß er. Nur als Duplikate begegnen bereits die Barockfiguren und die beiden Löwen an der Hauptallee. Die Originale wurden wiederholt beschmiert und zerschlagen. Auch einem Duplikat-Löwen fehlt aktuell der Unterkiefer.
An die Arbeit ihres Vorgängers knüpft Karin Jungkunz im Bemühen um Denkmalschutz für die Dambacher Beamtensiedlung an. Das Landesamt hat das Ensemble bereits begutachtet. Die Stadtheimatpflegerin hofft auf seine Aufnahme in die Denkmalliste noch in diesem Jahr. Keine Hoffnung hegt die 56-Jährige hingegen für den Erhalt des historischen Lokschuppens hinter dem U-Bahnhof Stadtgrenze. „Ich bin bloß noch traurig“, kommentiert Jungkunz den unaufhaltsamen Verfall des über 150 Jahre alten Gemäuers.
Während Alexander Mayer nach dem altersbedingten Rücktritt seines Stellvertreters Walter Fischer 2012 als Solist agierte, kann Karin Jungkunz auf Lothar Berthold als Vize setzen. Jeden Freitag beraten beide über die anstehenden Aufgaben. Das gute Einvernehmen liegt im beiderseitigen Interesse. Berthold betont, keine eigenen Schwerpunkte setzen zu wollen. Sein gegenwärtiges Interesse gilt allerdings dem Fürther Dialekt. Ihm will er vor allem in der Musik zu mehr Ansehen verhelfen. Dabei denkt Berthold auch an Rockmusik.

Neues Buch der Historikerin Barbara Ohm

Wie Juden Fürth über Jahrhunderte prägten
Von 1528 bis zur Gegenwart: Barbara Ohms anschauliches Buch über die jüdische Geschichte der Stadt

VON WALTER GRZESIEK Fürther Nachrichten 12.12.2014
Die Historikerin und frühere Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm hat ein umfassendes, anschauliches und gut illustriertes Buch zur traditionsreichen Geschichte der Juden in Fürth verfasst. Am Mittwochabend stellte sie es im Stadtmuseum vor.

FÜRTH — Kaum jemand im vollbesetzen Saal des Museums ging ohne das schwere Buch nach Hause. Der großformatige Band mit zahlreichen Fotos und Illustrationen reicht vom Jahr 1528 bis heute, ist übersichtlich in 18 Kapitel gegliedert und verlockt schon von daher zum Blättern und Schmökern. Zudem schreibt die Fürth-Spezialistin anschaulich an Personen und Details entlang, ohne den roten Faden der jeweiligen Kapitel zu verlieren. Ohms Wertungen und Zusammenfassungen sind sachlich, knapp und klar. Und doch spürt man ihre Sympathie für die jahrhundertelange Erfolgsgeschichte des Zusammenlebens von Juden und Christen in Fürth.
Auch ihren einführenden Vortrag konzentrierte die Historikerin, die in vielen Archiven die zahlreichen nichthebräischen Quellen auswertete, auf die guten Zeiten des 16. bis 19. Jahrhunderts: Fürth gestand den Juden gleiche Bürgerrechte zu. Jüdische Vertreter hatten in der Gemeindeversammlung Fürths Rede- und Stimmrecht. Juden und Christen lebten über Jahrhunderte Tür an Tür friedlich zusammen. Die Juden konnten Synagogen und eigene Schulen errichten und über den Zuzug neuer Familien selbst entscheiden – ein Recht, das mit der bayerischen Übernahme Fürths zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingeschränkt wurde.
Ein eigenes Kapitel widmet Ohm dem jüdischen Stiftungswesen zur Zeit der Industrialisierung. Der Centaurenbrunnen am Bahnhof, das Stadttheater, das Berolzheimerianum und das Nathanstift sind steinerne Zeugen dieser Epoche friedlichen Miteinanders. Das Mäzenatentum der jüdischen Unternehmer und Familien ging so weit, für den Bau der katholischen Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ zu spenden, um danach auch die Katholiken in ganz Bayern zur Unterstützung dafür aufzufordern.
Über die kompakte Darstellung dieser jüdischen Sozial- und Kulturpolitik hinaus vermag die Autorin das Lebensgefühl zu vermitteln, das im liberalen Fürth bis in die 1920er Jahre hinein selbstverständlich gewesen sein soll. Beispiel: Als der bayerische Prinz Ludwig 1906 zur Eröffnung des Berolzheimerianiums nach Fürth kommt, nächtigt er in der (heute nicht mehr bestehenden) Villa des jüdischen Kommerzienrat Anton Sahlmann am Bahnhofplatz. Ehefrau Marie hat diesen denkwürdigen Abend inklusive des Besuchs von Rabbiner und Bamberger Bischof in einem Brief an ihren Sohn begeistert festgehalten.
Profiteur Schickedanz
Umso unbegreiflicher bleibt der nach dem Ersten Weltkrieg auch in Fürth aufkeimende Antisemitismus sowie die Enteignung und Entrechtung der Juden ab 1933. Ohm nennt im Buch die wirtschaftlichen Profiteure von Pogrom und Arisierung – unter anderem Schickedanz und Eckart. Sie widmet sich dem intellektuellen Aderlass durch Emigration (Henry Kissinger, Jakob Schönberg) und Deportation (Bella Rosenkranz, Dr. Isaak und Clara Hallemann). Und resümiert: „Letztlich kann man das Verhalten der Fürther in dieser Zeit genauso wenig erklären wie das der Deutschen überhaupt.“
Barbara Ohm beschließt ihr facettenreiches Buch mit der Hoffnung, dass sich in der heutigen jüdischen Gemeinde wieder vielfältiges Stadtleben entwickelt. Von der jüdischen Geschichte bleibe Fürth „die in vielen Jahrhunderten erworbene Offenheit gegenüber Menschen mit einer anderen Herkunft, anderen Ansichten und einer anderen Religion“. Dazu leistet Ohms Buch einen hervorragenden Beitrag.

 

Barbara Ohm, Geschichte der Juden in Fürth, Geschichtsverein Fürth, 300 Seiten, 29,90 Euro.

 

Zur Debatte um eine Sanierung der Zeppelintribüne in Nürnberg

In der Rubrik  „Angefragt“ der Fürther Nachrichten erschien am 4.12.2014 folgendes Statement von Karin Jungkunz :

Das benachbarte Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ist eine so tolle, international anerkannte  Einrichtung und meines Erachtens das  Pfund, mit dem man wuchern sollte. Statt mit 70 Millionen Euro eine Ruine aufzupolieren, könnte man das Geld in  soziale Projekte investieren  oder eben ins Dokuzentrum  und dort beispielsweise Personal aufstocken. Ich verstehe, dass das  frühere NS-Gelände Geschichte in  realer Dimension erlebbar macht, finde aber, man kann    Erinnerungskultur  auch anders pflegen als mit aller Gewalt diese Tribüne zu erhalten. Denn das wäre doch   eine neue Form von Gigantomanie. Karin Jungkunz