„Wird Fürth den Klotz los?“ Unter dieser Überschrift stand dieser Tage ein Artikel in den Fürther Nachrichten (siehe auch „Aus den Medien“) über die aktuelle Diskussion um die Aufnahme des „Woolworth“-Gebäudes an der Ecke Max-/Schwabacher Straße in die bayerische Denkmalliste. Ich möchte an dieser Stelle meine Haltung dazu erläutern und vielleicht auch etwas zur Versachlichung der Debatte beitragen. Seit geraumer Zeit befasst sich die Denkmalpflege mit dem Begriff „nachwachsende Denkmäler“. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass der Schutz historischer Gebäude nicht mit Bauten aus dem Mittelalter oder der Gründerzeit aufhört, sondern dass jede Zeit, jede Epoche schützenswerte Kulturgüter hat. In der Malerei, der bildenden Kunst oder in der Musik ist es ganz normal, Zeitgenössisches neben Traditionellem zu fördern und auch für die nächste Generation zu bewahren. Das gilt für die Architektur der Nachkriegszeit genauso. Auch in den 1950er Jahren haben sich namhafte Architekten Gedanken über die städtebauliche Entwicklung gemacht, haben ihre Ideen und Vorstellungen zu einer modernen Bauweise eingebracht. Natürlich sind in dieser Zeit, in der möglichst rasch, kostengünstig und praktisch neuer Wohn- und Lebensraum geschaffen werden musste, auch Bauten entstanden, über deren Erhalt man diskutieren kann. Doch bei der „Bilka“, die erst Ende der 1980er Jahre vom „Woolworth“ als Kaufhaus-Betreiber abgelöst wurde, sieht das doch etwas anders aus. So stellt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLD) fest, dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Auffassung von der Aufgabe der Warenhäuser geändert hat. Anstelle des Einkaufserlebnisses – wie wir es noch in der Architektur des ehemaligen „Kaufhauses Weißer Turm“ (Tietz, jetzt Raiffeisenbank) am Kohlenmarkt erahnen können – trat das Einkaufen als alltägliche Notwendigkeit. „Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ging ein Anstieg der Bautätigkeit von Kaufhäusern einher und es gelang diesen, sich auch gegenüber dem Einzelhandel durchzusetzen“, so das BLD. Dabei war es den damaligen Investoren ganz wichtig, nicht eine „Kaufhaus-Einheitsarchitektur“ in Deutschland zu schaffen – wie zum Beispiel bei unseren Autohäusern heute –, sondern sie beauftragten namhafte Architekten, darunter Sep Ruf (Germanisches Nationalmuseum, Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg) oder auch Hans Paul Schmohl damit, Bauten zu konzipieren, die über ihre individuelle, architektonische Qualität überzeugen sollten. Schmohl, der „Bilka-Architekt“, hatte sich Mitte der 1950er Jahre bereits einen Namen beim Bau des Stuttgarter Rathauses gemacht, er entwarf Einfamilienhäuser, Fabriken, Verwaltungsbauten und eben auch Kaufhäuser. In Fürth hat er – so das Landesamt – „einen Bau entworfen, der bewusst den Kontrast zu seiner Umgebung sucht. Das Objekt habe geschichtliche, künstlerisch-architekturhistorische, wissenschaftliche und städtebauliche Bedeutung.“ Man wird der dieser Bedeutung des Woolworth-Kaufhauses meiner Meinung nach nicht gerecht, wenn man es lapidar als „Klotz“ bezeichnet. Es ist ein Kind seiner Zeit und daher durchaus schützenswert. Zudem sei die sicher etwas ketzerische Frage erlaubt, ob ein Neubau an dieser Stelle die städtebauliche Entwicklung von Fürth bereichern würde. Betrachtet man so manchen Profanbau, der in jüngster Zeit entstanden ist, dann ist zu befürchten, dass da nur ein „Klotz“ einen anderen ersetzt – auch wenn der neue Klotz / Quader dann vielleicht eine Sandsteinfassade bekommt. Blicken wir zurück auf die Debatten der 1960er Jahre: Da gab es auch in Fürth Pläne für einen Kahlschlag, der unzählige schützenswerte Objekte getroffen und durch Betonbauten im Einheitslook ersetzt hätte – so war damals der Zeitgeist, der sich um Denkmalschutz kaum scherte. Was zeigt: Die Sicht auf das, was ein „Denkmal“ ist, kann sich ändern. Zudem heißt „Baudenkmal“ ja nicht, dass das Gebäude nicht mehr genutzt werden kann. Selbst ein Abriss ist denkbar – es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich die Stadt Fürth trotz ihres Aushängeschilds der „Denkmalstadt“ über den Denkmalschutz hinwegsetzt. Wichtig ist mir: Auch das Landesamt muss sich bewegen, weg von der rein akademischen Haltung hin zu praktischen Lösungen. Es geht um die Menschen, die Gebäude nutzen. Da müssen alle an einen Tisch und brauchbare Lösungen erarbeiten.