Unsere erste Bilanz 2015

Viele Schätze sind noch in Gefahr
Erste Bilanz der neuen Stadtheimatpfleger: Ringen um Fürths Schmuckstücke

Die Denkmalstadt Fürth birgt enormes Konfliktpotenzial. Stadtentwicklung bedroht immer wieder historische Bausubstanz. Hier will Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz vermitteln. Seit September 2014 ist sie im Amt. Nun zieht sie erstmals Bilanz.

FÜRTH — „Es war sehr spannend“, charakterisiert die Schülerin der ehemaligen Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm und Nachfolgerin von Alexander Mayer die Entwicklung in den zurückliegenden Monaten. Dennoch empfindet Karin Jungkunz ihre Arbeit „eher als Lust, denn als Last“.
Als ersten Erfolg kann sie das Restaurieren einer mutwillig zerstörten Märchenfigur für 3500 Euro am Stadtpark-Spielplatz verbuchen. Ein paar Nummern größer und noch lange nicht abgehakt sind dagegen zentrale Vorhaben wie der Erhalt der Empfangshalle des Fürther Hauptbahnhofs. Die Bahn möchte ihn im Zuge der Verlagerung des Kundenservices ins Verteilergeschoss der U-Bahn-Station gerne abreißen. Jungkunz sieht dafür im Gegensatz zur Bahn jedoch keine Notwendigkeit und beruft sich auf ein städtisches Gutachten. Es zeige zudem, dass sich der finanzielle Aufwand in Grenzen hält.
Deutliche Fortschritte macht die leidenschaftliche Fürtherin beim Thema Wärmedämmung aus. Bedurfte es bei der energetischen Sanierung des Filmsaals der Berufsschule I in der Turnstraße noch harter Kämpfe, um ein historisch wertvolles Mosaik zu erhalten, wird eine Wandmalerei – ebenfalls von Hans Langhojer (1910-1993) – bei der Sanierung des Landwirtschaftsamtes in der Jahnstraße anstandslos bewahrt. Der Fürther Künstler Thomas Mohi hat das Gemälde vor der Fassadensanierung abgenommen und wird es originalgetreu auf die neue Dämmung wieder aufbringen.
Mit Argusaugen wacht Karin Jungkunz über das Sgraffito an der Außenwand der Grundschule Friedrich-Ebert-Straße, das einer Fassadensanierung im Weg sein könnte. Zusammen mit ihrem Stellvertreter Lothar Berthold setzt sie sich daneben für die Instandsetzung des historischen Lokschuppens hinter dem U-Bahnhof Stadtgrenze ein. Bei einer gastronomischen Nutzung könnte der Zugang laut Berthold relativ einfach mit Wanddurchbruch im U-Bahnhof geschaffen werden.
Vor allem verborgene Schätze haben es den Heimatpflegern angetan. So setzt sich Berthold für die Sanierung der Brunnenfassung des Burgfarrnbacher Eisweihers an der Geißäckerstraße als Industriedenkmal ein. Jungkunz wiederum möchte die prächtige Decke im Wirtshaus „Zu den sieben Schwaben“ an der Otto-Seeling-Promenade erhalten wissen. Das Gebäude selbst steht nicht unter Denkmalschutz, obwohl es nach Ansicht der Stadtheimatpflegerin dafür durchaus prädestiniert wäre.

VOLKER DITTMAR